Komplexe Väter

Ein furioses Fest für die Lachmuskeln

Die Patchworkfamilien-Komödie „Komplexe Väter“ von und mit Autor, Schauspieler und Regisseur René Heinersdorff (ist) mit Hugo Egon Balder und Jochen Busse in den Hauptrollen jedenfalls eine Riesengaudi, ach was, ein furioses Fest für die Lachmuskeln, nun zu sehen in der Komödie Marquardt. Eine große Spielfläche für die beiden Erzkomiker Busse und Balder (..). Fast sekündlich wechseln die beiden zwischen steilgestellten Augenbrauen, gespieltem Erstaunen mit weit aufgerissenen Augen, angeekeltem Seitblick und lammgleicher Unschuldsmiene. Doch auch die Damen laufen zur Hochform auf (…). Alexandra von Schwerin trällert als Ute vermeintlich unbeschwert ein „Dancing Queen“, um von ihren mütterlichen Manipulationen abzulenken, Farina Violetta Giesmanns Nadine kann die Anrede „Kleines“ nicht mehr hören und zeigt den Alten um sich herum, wie sehr diese doch weniger um sie besorgt sind, als um sich selbst zu kreisen. – Köstlich.

Papa sein ist ganz schön schwer

Zum ersten Mal stehen die beiden Grandseigneurs des deutschen Kabaretts, Jochen Busse und Hugo Egon Balder, für das Boulevard-Stück „Komplexe Väter“ gemeinsam auf der Bühne in der Komödie im Marquardt. Das ist kein Zufall, sondern pure Absicht: Schließlich hat Autor und Regisseur René Heinersdorff den beiden die rasante Patchwork-Komödie rund um elterliches Dauersorgen um die flügge gewordenen „Kleinen“ sozusagen auf den Leib geschrieben. Und das passt wie angegossen – Szene für Szene, Satz für Satz, Pointe für Pointe.

Urkomische Kontrahenten

Erik ist der leibliche Vater von Nadine, Anton hat sie großgezogen, und an diesem Abend sollen beide den neuen Freund der gewissermaßen gemeinsamen Tochter kennenlernen. Spätestens als dieser Freund auftritt, platzt das Publikum vor Lachen in der Komödie im Marquardt bei der Premiere von „Komplexe Väter“: Denn Björn ist zwar noch nicht so alt wie Anton und Erik – könnte aber doch Nadines Vater sein. Mit Jochen Busse als Anton, Hugo Egon Balder als Erik, Alexandra von Schwerin als Ute und René Heinersdorff als Björn stehen Schauspieler auf der Bühne, die aus Film und Fernsehen wohlbekannt sind; hinzu kommt Farina Violetta Giesmann in der Rolle der Nadine, die mit ganz eigener Strahlkraft zwischen Vaterkomplex und Selbstbewusstsein pendelt. „Komplexe Väter“ ist ein Stück der schnellen, zugespitzten Dialoge und der verdutzten, trotzigen Gesichter. Jochen Busse und Hugo Egon Balder, der eine reserviert, mit indigniertem Blick, der andere wild und locker, aber gealtert (und im schwarzen Rolli), sind urkomische Kontrahenten; Alexandra von Schwerin lässt sie, nicht ohne Vergnügen, aufeinanderprallen.

Hugo Egon Balder und Jochen Busse brillieren

Mit den Männern und den Frauen ist das ja so eine Sache. (…) Aber wie verhält sich die Sache, wenn 25 Jahre zwischen Mann und Frau liegen? Wenn der neue Freund der Tochter also 51 Jahre alt und diese gerade mal 26 Jahre jung ist? Mit dieser Konstellation sehen sich Hugo Egon Balder alias Erik, Erzeuger ebendieser Tochter, und Jochen Busse alias Anton, Stief- und Ziehvater derselben, konfrontiert. Autor-Regisseur René Heinersdorff hat diese Situation seinen beiden langjährigen Freunden, den Fernseh-Recken Balder und Busse (beide vier- bis fünfmal verheiratet!) auf den Leib geschrieben, dazu das Bühnenbild entworfen und den Part des neuen Freundes Björn übernommen. In braun-gelb-kariertem Anzug, mit roter Rose und viel Mut zur Lächerlichkeit sprintet er in diese dysfunktionale Patchworkfamilie, in der sich die ehemals besten Freunde Erik und Anton eigentlich spinnefeind sind. (…) Großartig, wie die beiden Sparringspartner Busse und Balder in pointenreichen Wortgefechten aufeinander losgehen. Allein die Körpersprache: Wenn Anton etwas hüftsteif, aber kerzengerade in seiner selbstgerecht-moralischen Haltung, auf den leicht gekrümmten, aber lässig agierenden und argumentierenden Alt-Sponti Erik trifft, der ihm unvermittelt verbale Kinnhaken versetzt, ist das Boulevard-Kunst vom Feinsten.