Der kleine Horrorladen

“Der kleine Horrorladen” - Hemmungsloser Spaß

Klaus Seiffert – eine zuverlässige Größe für Musical-Inszenierungen und ein Regisseur, dem man bedenkenlos sein Lieblingsstück anvertrauen würde – (…) setzt die Geschichte leichtfüßig und mit viel Liebe zum Detail in Szene, kitzelt jede Pointe in der sich steigernden Absurdität der Handlung heraus. Auch musikalisch macht der Abend hemmungslos Spaß: Die Produktion ist sängerisch bestens besetzt und Dirigent Florian Kießling zieht mit raffiniertem Rhythmusgefühl genau an den richtigen Stellen das Tempo der fünfköpfigen Band an.

Aswintha Vermeulen, Meimouna Coffi und Giselle Ramsey tragen mit ihren fröhlichen Kommentaren zu den schlimmsten Ereignissen genau jene Heiterkeit bei, die dieses Musical so frech und dezent anarchistisch macht. (…) das Design der Pflanze rechtfertigt tatsächlich das ganze Aufsehen, das sie auslöst (…). Figurenspieler Lukas Schneider und Sänger Mario Mariano (er ist auch für die flotten Tanzeinlagen verantwortlich) sind perfekt aufeinander abgestimmt, „Audrey Zwo“ agiert selbst als riesige Monsterblume unverschämt schnell und übergriffig. (…) Oliver Morschel (…) schwingt sich (…) mit einem leicht und schön gesungenen „Jetzt hast du Seymour“ zum romantischen Sympathieträger auf (…). Martin König macht als schmieriger Griesgram seine Mitmenschen so berechnend nieder, dass man seinem Mr. Mushnik den Tod in der Pflanze fast schon gönnt. Zum heimlichen Star des Abends mutiert Sven Olaf Denkinger in nahezu sämtlichen anderen Rollen des Stücks, vor allem als Zahnarzt: Er bebt vor Lust, wenn er den rostigen Bohrer liebkost, legt mit seiner Elvis-Frisur eine tolle Lachgas-Todesszene hin und huscht später in unzähligen Verkleidungen durch den Laden. Natürlich garantieren Alan Menkens eingängige Musik und Michael Kunzes brillante Übersetzung von Howard Ashmans Texten in einer so rasanten, liebevollen Umsetzung die Standing Ovations am Schluss.

“Der kleine Horrorladen” - Großartig

In Seifferts recht klassischer Inszenierung – mittels Drehbühne spielt sich das Geschehen hauptsächlich im oder vor dem Blumenladen ab, wobei Tom Grasshof Bühnenbild wie Kostüme authentisch ins Los Angeles der 1960er Jahre verlegt – ist die zunehmend monströse Menschenfresser-Pflanze „Audrey Zwo“ ein echter Hingucker: Anfangs noch als Handpuppe bewegt, vergrößert sich die Grusel-Pflanze mit jedem Opfer, das Seymour ihr im fatalen Pakt „Erfolg gegen Menschenopfer“ mit wachsender Verzweiflung und Schuldgefühlen heranbringt.

Am Ende ist die unersättliche Kreatur (Figurenbau: Christoph Kahlcke, Claudia Dreyer) so riesig, dass Puppenspieler Lukas Schneider mühelos in ihr Platz findet und von dort mit viel Körpereinsatz ihr riesiges Maul mit den spitzen Zähnen auf und zu klappt – während Mario Mariano der Pflanzenfigur in perfektem Timing eine grätig-fiese Sing- und Sprechstimme leiht (…). Mario Mariano zeichnet zudem für die kurzweiligen Choreografien verantwortlich, die allesamt aus dem Orchestergraben live von Florian Kießling und Band mit sattem, sauberem Sound begleitet werden. Aswintha Vermeulen, Meimouna Coffi und Giselle Ramsey treiben dazu die Handlung tanzend und singend voran. Gesanglich überzeugt auch Oliver Morschel, wobei ihm spielerisch sowohl Dorothée Kahler als naiv-schrille Audrey wie auch Martin König als polternder Chef in nichts nachstehen. Sven Olaf Denkinger (…) besticht vor allem mit dem herrlich überzeichneten Zahnarzt Orin, der lüstern am rostigen Bohrer leckt und in seiner eigenen Lachgasmaske hysterisch kichernd erstickt.

Das feine Austarieren zwischen gewollt etwas überzwerchem Spiel mit humorigen Wortspielen (…), unterhaltsamen Gruselelementen und dem ernsteren Fingerzeig, sich – auch und gerade heutzutage – vor verführerischen Versprechungen jedweder Art in acht zu nehmen, meistert das „Horrorladen“-Ensemble im Alten Schauspielhaus großartig.

“Der kleine Horrorladen” - mit viel Liebe zum Detail inszeniert

(…) Im Kampf gegen die übergriffige Pflanze steigert sich die Geschichte in absurde Pointen, die Klaus Seiffert rasant und mit viel Liebe zum Detail inszeniert hat. (…) Das kleine Ensemble singt wunderbar, allen voran Oliver Morschel als bebrillter Seymour, den seine magische Pflanze zu einem Faustischen Pakt überredet. Dorothée Kahler ist die blonde Sexbombe Audrey, die so rührend vom biederen Vorstadtleben träumt. Martin König begeistert als schmieriger, berechnender Blumenladenbesitzer Mr. Mushnik. Sven Olaf Denkinger tritt als Brutalo-Zahnarzt in Ledermontur an; er leckt an seinem rostigen Bohrer und zittert vor Lust, sobald er an eine Wurzelbehandlung denkt. Denkinger schlüpft mit Wonne in sämtliche andere Rollen; der Spaß der Darsteller am Stück strahlt aus. Choreograf Mario Mariano leiht auch der Pflanze seine tiefe Stimme, die Figurenspieler Lukas Schneider beängstigend lebendig wirken lässt. Die fünfköpfige Band klingt klasse, Dirigent Florian Kießling zieht an den richtigen Stellen das Tempo an. Für ein bisschen Grusel, Kritik an der menschlichen Gier und vor allem viel Spaß: Ab ins Alte Schauspielhaus!

Gut gesungen, überzeugend und mit Spaß gespielt - “Der kleine Horrorladen”

Tom Grasshofs Bühnenbild ist praktisch, relativ einfach und schön anzusehen: Mittelpunkt ist der drehbare Blumenladen. (…) Die bunten Kostüme im Stil der 60er Jahre – ebenfalls von Grasshof – runden das optische Gesamtbild ab. (…) Mit beachtlicher Wandlungsfähigkeit verkörpert Sven Olaf Denkinger alle kleineren Rollen vom Obdachlosen bis zur Geschäftsfrau. Kernstück ist – mit der für die Rolle nötigen Überzeichnung – der sadistische Zahnarzt Orin Scrivello. (…) Klaus Seifferts Inszenierung ist geradlinig und solide. (…) So kann das Publikum, angeregt durch das informative Programmheft, durchaus mehr aus diesem Musical ziehen oder sich einfach von einem überdrehten Spaß unterhalten lassen.  (…) Florian Kießling leitet am Keyboard vier weitere Musiker an. Das klingt erstaunlich voll (…) Ein Besuch des Stuttgarter “Horrorladens” lohnt auf jeden Fall. Gut gesungen, überzeugend und mit Spaß gespielt, ist diese (…) Produktion eine runde Leistung.

“Der kleine Horrorladen” - stimmig inszeniert; rhythmische, prägnante Live-Klänge

Oliver Morschel spielt Seymour anrührend als erbarmungswürdigen, ängstlich-beflissenen Angestellten seines widerwärtigen Chefs. Das allein ist schon sehr unterhaltsam mitzuerleben. (…) Lukas Schneider (Figurenspiel) bewegt bravourös das unangenehme Großmaul der komischen Pflanze. (…) Klaus Seiffert hat das alles stimmig inszeniert, dazu erklingen stark rhythmische, prägnante Live-Klänge von fünf Musikern (Leitung: Florian Kießling), die auch eingängige Songs intonieren. So besingt Dorothée Kahler herzzerreißend und zugleich ironisch angeschrägt Audreys biederen Traum von einem Häuschen mit Sprossenfenstern und Gästeklo. Sven Olaf Denkinger turnt als sadistischer Zahnarzt geradezu rockig über die Bühne. Und Meimouna Coffi, Giselle Ramsey und Aswintha Vermeulen tanzen kommentierend durch die Handlung (Choreographie: Mario Mariano, der außerdem der Horror-Pflanze eine schnarrig-drängelige Stimme verleiht).